Regen, Sonne, Eau Rouge! Benjamin Mazatis lernte die legendäre Formel-1-Strecke von Spa Francorchamps von allen Seiten kennen. Am vergangenen Wochenende startete der Nachwuchspilot aus Bruckmühl mit der ADAC Formel 4 zum dritten Rennwochenende der Saison auf dem belgischen Traditionskurs.
Benjamin, dein Auftakt in Spa war sehr zuversichtlich. Im Qualifying hast du mit deine besten Resultate in dieser Saison erzielt. Bis du zufrieden mit deiner Performance?
Das Qualifying war ziemlich knifflig, weil es stark regnete, als unsere Gruppe an der Reihe war. Ich war zuvor noch nie bei nassen Bedingungen in Spa gefahren, es war also völliges Neuland für mich. Ich habe mich auf meinen ersten Runden ans Limit herangetastet, bis eine Rotphase die Session unterbrach. Danach lief es gut bei mir und ich war ziemlich schnell unterwegs. Am Ende qualifizierte ich mich für die neunte und acht Startreihe. Bei knapp 40 Autos im Feld war das eine ordentliche Leistung. Leider kostete mich ein kleiner Ausrutscher in der Rivage-Kurve einiges an Zeit, ansonsten wäre ein Platz in Reihe fünf möglich gewesen. Das buche ich unter gesammelten Erfahrungen ab, es ist schließlich mein allererstes Jahr im Formelsport.
Im ersten Rennen kamst du nicht über Platz 23 hinaus. Wieso klappte es nicht mit einer besseren Platzierung nach der guten Qualifying-Performance?
Das Rennen lief leider ziemlich ärgerlich für mich. Nach dem Start wollte mich ein anderes Auto ausbremsen, um zu überholen. Dabei kam er allerdings etwas zu weit raus und beschädigte meinen Frontflügel. Das war unglücklich, aber ich konnte mich ja nicht in Luft auflösen. Nach der Kollision war die Aerodynamik meines Autos natürlich beeinträchtigt. Ich konnte etwa die Eau Rouge nicht mehr mit Vollgas durchfahren. Auf der anschließenden Kemmel-Geraden war ich wegen des fehlenden Speeds chancenlos und fiel zurück. Damit war mein Rennen eigentlich gelaufen. Das war ziemlich blöd, denn so musste ich aufgrund des Reglements im dritten Rennen von Platz 23 starten.
Im zweiten Rennen ging es ziemlich rund im Feld und einige Autos fielen aus. Wie hast du die Action im Regen erlebt?
Ja, da war ordentlich was los um mich herum. Es war auch mein erstes Formelrennen im Regen und zu Beginn musste ich erst mal meine Bremspunkte anpassen. Wegen der Gischt konnte ich aus dem Cockpit heraus kaum etwas sehen und brauchte ein paar Runden, um mich an die Verhältnisse zu gewöhnen. Ich konnte meinen 15. Platz aber verteidigen, bis ich auf regennasser Fahrbahn in der Pouhon-Kurve in die Auslaufzone rutschte. Das kostete mich leider einige Positionen. Platz 21 ist sicher kein Traumergebnis, aber ich habe für den weiteren Verlauf der Saison viele Erfahrungen sammeln können. Für mein erstes Regenrennen überhaupt war die Performance okay.
Wie war es für einen jungen Rennfahrer wie dich, mit den schwierigen Witterungsbedingungen auf dieser anspruchsvollen Strecke wie umzugehen?
Die Herausforderung im Regen besteht darin, dich innerhalb kürzester Zeit anzupassen und zu wissen, mit welchem Speed du die einzelnen Kurven nehmen kannst. Auf der einen Seite darfst du nicht zu schnell fahren, weil du sonst einen Dreher und somit Kollisionen mit anderen Autos riskierst. Auf der anderen Seite darfst du dir beim Finden des Limits auch nicht zu viel Zeit lassen, sonst wirst du auf den folgenden Geraden zum gefundenen Fressen für die anderen. Es geht darum, schnell den richtigen Kompromiss zu finden. Das ist mir im Verlauf des Wochenendes gut gelungen. Im Gegensatz zu einigen anderen Fahren habe ich in allen drei Rennen die Zielflagge gesehen. Und für weitere Regenrennen fühle ich mich auf jeden Fall gut gerüstet.
Vielleicht müsst ihr ja schon in zwei Wochen wieder Regenreifen aufziehen, wenn das vierte Rennwochenende des Jahres auf dem Lausitzring ansteht…
Gut möglich, in der Lausitz ist das Wetter recht unbeständig. Von mir aus kann es gern wieder regnen, da rechne ich mir gute Chancen aus. Für die Fans an der Strecke wünsche ich mir aber Sonnenschein, schließlich ist es das Heimrennen meines Team kfzteile24 Mücke Motorsport. Deshalb stehen wir am Wochenende unter besonderer Beobachtung und ich würde mich freuen, meine ersten Punkte in der ADAC Formel 4 einzufahren. Zuletzt habe ich Anfang März auf dem Lausitzring getestet. Es lief ganz gut, war aber extrem kühl. Die Aussagekraft der Tests hält sich deshalb in Grenzen. Meine Trendkurve zeigte zuletzt stetig nach oben – so soll es auch weitergehen, nachdem ich mich immer besser an den Umgang mit dem Formel-4-Rennwagen gewöhne.